Schlechte Nachricht: Siegel taugen oft nichts. Die gute: Es geht auch ohne.
Vor der Globalisierung bezogen die meisten Menschen ihre Waren und Lebensmittel von Landwirten und Handwerkern vor Ort. So konnte sich jeder selbst davon überzeugen, wie und wo sein Produkt entsteht. Und die Erzeuger und Hersteller fühlten sich für das, was sie verkauften, noch persönlich verantwortlich.
Danach verloren viele von uns Werte wie Qualität und Nachhaltigkeit aus den Augen. Produziert wird, wo es am billigsten ist und die Umweltauflagen am niedrigsten. Soziale Absicherung ist ein Fremdwort in vielen Ländern, aus denen unsere Textilien importiert werden. Von Tier- und Umweltschutz gar nicht erst zu sprechen.
Seit wir Verbraucher das Bewusstsein für Umweltschutz und fairen Handel langsam wiederentdecken, stehen wir vor den Einkaufsregalen mit gutem Willen, aber Ratlosigkeit: Wir möchten ja gern die besseren Produkte kaufen, können aber nicht prüfen, ob drin ist, was drauf steht. Was also muss her? Ein „Umweltsiegel“.
Warum dir ein Siegel auf dem Produkt nicht immer hilft
Mit diesen Siegeln wird dir häufig nur suggeriert, dass du etwas Gutes kaufst. Auf den globalen Warenflüssen sind sie in Wirklichkeit nicht lückenlos nachprüfbar. Wenn Tests stattfinden, dann oft nur in kleinsten Stichproben, und selbst dann sind die Umwelt- und Tierschutzstandards für deutsche Verhältnisse meistens unwürdig oder sogar häufig strafbar.
Auch, wenn auf dem Produkt beim Discounter „Bio“ steht, hat das nichts mit den hübschen Bildern auf der Verpackung zu tun; der rechtliche Rahmen wird maximal ausgereizt. Beispielsweise sind bei der konventionellen Haltung von Hühnern neun Tiere pro Quadratmeter zugelassen, bei der Biohaltung „nur“ sechs Tiere.
eigengut kommt ohne Qualitäts- und Umweltsiegel aus
Wir haben uns vollständig von jeglichen Siegeln verabschiedet. Noch bis 2020 kam die Wolle für unseren Filz aus der ganzen Welt. Aber niemand konnte uns glaubhaft versichern, dass die Schafe mulesinfrei gehalten werden, die Schäfer ein sozial verantwortliches Einkommen haben und die Wolle umweltschonend nach hiesigen Standards gewaschen wird.
Daher haben wir 2021 einen Cut gemacht und Sortiment und Fertigung komplett umgestellt. Mittlerweile sind nur noch regionale und vertrauenswürdige Schäfer unsere Lieferanten. Dadurch können wir selbst Herkunft und Standards nachvollziehen und mit gutem Gewissen an unsere Kunden weitergeben.
Jetzt verarbeiten wir ein hervorragendes Naturprodukt - frei von Plastik, aus regionaler Wolle, ohne Siegel. Darauf würden wir fast ein Siegel setzen ;)