3 Dinge, die du noch nicht über Wolle wusstest
Stell dir vor, du müsstest dir einen Stoff ausdenken, der Superkräfte hat – welche könnten das sein? Vielleicht würde dir als erstes einfallen, dass er was hermachen soll. Dass er möglichst natürlich und nachhaltig ist und vor Krankheiten schützen kann. Und dann noch, dass er gut isoliert, robust ist, nicht schmutzig wird und auch nicht anfängt zu riechen.
Dieser Stoff existiert bereits, nur wissen die wenigsten, was er alles kann. Seit Jahrtausenden nutzen die Menschen Schafwolle. Aber würden Chemiker nächste Woche eine künstliche Faser mit genau denselben Eigenschaften erfinden, würde sie garantiert als neues Hightech-Wunder gehandelt werden.
Schafwolle – der Alleskönner unter den Textilien
Der Filz, aus dem wir unsere Produkte herstellen, ist aus regionaler Schurwolle. Wir wissen, wo sie herkommt, was sie kann und was sie wert ist. Und wir finden, dass viel mehr über die verblüffenden Eigenschaften von Wolle geredet werden sollte. Deshalb fangen wir hier mal damit an.
Wolle neutralisiert schlechte Gerüche
Ist dir auch schon mal aufgefallen, dass deine Wollkleidung nie lang nach Schweiß oder Rauch riecht? Das liegt an den speziellen Proteinen der Wollfaser und an der Oberflächenstruktur, die aus sich überlappenden Schuppen besteht.
Gerüche aus proteinreaktiven Substanzen können mit den Wollfaserproteinen reagieren und werden dann in den Proteinen der Wollhaare gebunden, sodass sie nicht mehr in die Raumluft abgegeben werden können*.
Deshalb sind Wollfasern auch bei hochwertiger Sport- und Outdoor-Wäsche allen anderen Kunstfasern überlegen und somit ein High-End-Material. Aber auch Gerüche in deiner Wohnung kannst du durch unseren Wollfilz reduzieren - z. B. Zigarettenrauch, Ausdünstungen von Lacken, Teppichen, Küchendüften und alten Lebensmitteln. Und da sich dieser Prozess nicht erschöpft, bleibt der Neutralisationseffekt ein Leben lang erhalten.
Wolle baut Schadstoffe ab
Unsere durchschnittliche Raumluft enthält Schadstoffe – sieht man nicht, ist aber so. Und zwar ist die Belastung etwa 6 - 8 mal höher als im Vergleich zur Außenluft – bedenklich, denn schließlich verbringen wir drinnen immer mehr Zeit. Diese Schadstoffe sind Gift- und Geruchsstoffe wie z. B. Formaldehyd, Acetaldehyd, Propanal und Butanal.
Zwar wird Formaldehyd in einzelnen Baustoffen wie z. B. Spanpressplatten nicht mehr eingesetzt. Trotzdem ist es immer noch in vielen Materialien enthalten, z. B. in Holzwerkplatten, Brandschutzschäumen, Klebestoffen und Betonzusatzmitteln.
Ebenso gefährlich sind UV-härtende Lacke auf Acrylbasis und Teppichböden mit Schaumbeschichtung auf der Rückseite aus Styrol-Butadien-Kautschuk.
Formaldehyd kann auch heute noch aus alten Möbeln mit Lackbeschichtung austreten. Mit der Zeit bekommt die Lackierung nämlich kleine Risse; dadurch dringt Sauerstoff ins Innere ein und oxidiert mit gewissen Säuren.
Wie wirkt Filz gegen Gift- und Geruchsstoffe aus der Raumluft?
Durch seinen einzigartigen Aufbau und die Zusammensetzung der Wollfasern. Denn Schafwollhaare bestehen zu 97 % aus 24 verschiedenen Proteinen, durch die Giftstoffe wie Formaldehyd in der Wolle chemisch gebunden werden.
Und das geht ziemlich fix: Schon in den ersten 24 Stunden kann 1m2 unseres Wollfilzes ca. 2m3 kontaminierter Luft zu 98% in der Luft enthaltenes Formaldehyd unschädlich machen*.
Deshalb werden regionale Wolle und Filz auch seit vielen Jahren für die Sanierung von Schulen und Kindergärten eingesetzt – die sind oft stark mit Formaldehyd aus Baumaterialien kontaminiert.
Aber das Beste an der Wolle ist: Ihren luftreinigenden Effekt behält sie über Jahre bei. Einmal aufgenommene Giftstoffe können auch später nicht mehr austreten.
Somit kann unser Filz nichts Geringeres als deine Gesundheit schützen.
Wolle wirkt selbstreinigend
Das ist natürlich wieder schlau eingefädelt von der Natur: den Schafen eine „Kleidung“ zu verpassen, die schützt und klimaausgleichend wirkt. Zudem wird Wolle kaum schmutzig, was den Schafen zugute kommt, die nicht gerne „baden gehen“ und trotzdem sauber bleiben.
Aber wieso bleibt sie dann länger sauber als andere Fasern? Das liegt zum einen an der speziellen Oberflächenstruktur der Wollfasern, die aus zwei Strukturen besteht. Diese Strukturen nehmen unterschiedlich Feuchtigkeit auf, wodurch eine natürliche Reibung in der Faser entsteht, die den Schmutz „abstreifen“ kann. Zum anderen liegt es am natürlichen Wollfett Lanolin. Schmutz perlt viel leichter von der Oberfläche ab, ähnlich einer Lotusblüte.
Und dann ist da noch die hohe Dichte unseres Filzes (ca. 900g Wolle je m2), die den Schmutz nicht eindringen lässt. Im Vergleich zu leichteren Stoffen oder Filzen, bei denen die Faserstruktur sehr offen ist, kann Schmutz in den festen Wollfaserverband unseres Filzes nicht oder nur mit hohem Druck eindringen. Wir nennen das die Hutmacherqualität.
Auch Peeling oder Knötchen haben bei dieser Qualität keine Chance, selbst bei starker Beanspruchung. Ganz im Gegensatz zu leichten Polyesterfilzen oder weich gewebten Stoffen.
Bei uns gibt’s nur die beste Wolle
Die guten Eigenschaften der Schafwolle sprechen also für sich – und wir handeln entsprechend. eigengut erhält als einziger Anbieter Wolle von Partnerschäfern aus Deutschland. Deren Schafe „arbeiten“ in der Landschaftspflege und beweiden Naturschutzflächen. Schadstoffbelastungen können wir somit ausschließen. Und das ist uns sehr wichtig.
Doch so, wie wir mit der Wolle verfahren, sind wir leider allein auf weiter Flur: Die meisten Filze werden aus Importwolle gefertigt, größtenteils in China gewaschen und auch fast immer chemisch karbonisiert (also mit Schwefelsäure behandelt). Und auch kostengünstige Ersatzrohstoffe für Filz wie z. B. aus den Kunstoffen wie PE sind leider gang und gäbe.
Künstlicher Filz ist schlecht für die Umwelt, sieht nach kurzer Nutzung häufig zerfusselt aus und kann mit keiner einzigen der Woll-Eigenschaften mithalten, obwohl er auch unter der Bezeichnung „Filz“ vertrieben wird. Vielleicht hat der Begriff hier ja eher etwas mit seiner anderen Bedeutung zu tun – „Filz“ meint nämlich manchmal auch „Vetternwirtschaft“ ;-).
*Doktorarbeit: Untersuchungen zur Sorption von Innenraum-Luftschadstoffen durch Wolle von Diplom-Chemiker Stefan Thomé aus dem Jahr 2006 an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen.
Link: https://publications.rwth-aachen.de/record/61250/files/Thome_Stefan.pdf